Nach unserem ersten Miami-Tag hatten wir irgendwie das Bedürfnis dem ganzen Trubel entschwinden zu müssen. Miami mag sehr schön sein, aber es ist eben eine Großstadt, noch dazu in Amerika. Es blitzt, blinkt, ist hektisch, laut und irgendwie immer etwas übertrieben. Vor allem Miami Beach mit South Beach ist eben die totale Touri-Metropole. Wenn man nicht am Strand liegen möchte, gibts dort eigentlich nicht wirklich viel zu sehen. Zumindest nicht über das hinaus, was wir gestern schon gesehen hatten.
An unserem dritten Tag stand daher erst mal Einkaufen auf dem Plan. Wir hatten keinen Plan, wie das hier über Ostern so abläuft. In Deutschland ist ja ab Karfreitag erst mal vier Tage nichts mit Einkaufen, also wollten wir uns mal noch mit dem nötigsten eindecken. Das hat dann den Vormittag gebraucht. Man muss sich in den mächtigen Einkaufstempeln ja erst mal zurechtfinden. Die Auswahl einzelner Dinge ist gigantisch. Da gibt’s schon mal nen halben Gang allein voll mit unterschiedlichen Cookies. Andere Dinge gibt es wiederum gar nicht und von wieder anderem gibt es komische Abarten, die man nicht für Möglich gehalten hätte oder Mengen, die kein Mensch braucht. Und alles gemeinsam ist viel teurer als zu Hause. Von daher braucht das Zeit.
Rückblickend betrachtet bekommt man hier von Ostern überhaupt nichts mit. Es hat trotzdem alles offen, nur macht es vielleicht mal um 5 oder 6 zu anstatt erst um 11 Uhr.
Nachdem das erworbene Gut gründlich im geräumigen Kühlschrank verstaut wurde, war der Plan, weiter in den Süden in die Everglades zu fahren. Ein bisschen Wildnis, raus aus der Stadt.
Das Ticket in den Nationalpark kostet für ein Fahrzeug 25$ und ist sieben Tage gültig, von daher können wir ein paar mal wiederkommen. Die Fahrt bringt einen direkt in ländlichere Gebiete, so, wie man sich das weitläufige Amerika eigentlich vorstellt. Man fährt vorbei an großen Feldern, die bei der Hitze ausgiebig bewässert werden müssen. Unser erstes Ziel war der Parkeingang bei Homestead und dort das Ernest F. Coe Visitor Center. Es ist das größte und umfassendste der diversen Visitor Center im Everglades National Park. Hier kann man sich über den Park selbst, die Flora und Fauna, die Entstehung und Geschichte und über die möglichen Aktivitäten erkundigen. Ein Ranger steht immer mit Rat und Tat zur Seite und gibt zusätzlich sinnvolle Tipps. Da wir für heute ja nur noch einen halben Tag hatten, gab es zwei Trails, die nicht weit entfernt lagen und direkt recht viel davon zeigen, was den Park eigentlich ausmacht. Beide liegen auch nicht weit vom Parkeingang entfernt und können recht schnell erreicht werden. Der eine ist der Anhinga-Trail, der einem hauptsächlich die feuchten Gebiete des Parks näherbringt. Mitsamt den so wichtigen Alligatoren und allem anderen, das hier gerne so im Wasser und im Sumpf kreucht und fleucht. Und ja, es ist schon mal schön, so einen Aligator in echt zu sehen, auch ein zweites und drittes mal, aber hier fahren alle so dermaßen auf die Viecher ab, dass ich es nicht mehr so ganz verstehen kann. Aber gut, ist halt so. Es wird einem hier auch sehr gut und vor allem ständig nahe gebracht, was eigentlich der Unterschied zwischen Krokodilen und Alligatoren ist. Mittlerweile wissen wir’s. Der Trail führt einen dann über diverse Holzstege durch diverse Feuchtgebiete mit allerhand an Getier. Durchaus interessant.
Der zweite Trail, direkt daneben, ist der Gumbo-Limbo-Trail. Er hat seinen Namen vom Gumbo-Limbo-Baum, der gerne auch „Tourist-Tree“ genannt wird, da er eine rote Rinde hat, die sich abschält. So sehen wohl auch die gängigen Touristen hier aus. Bei uns hält sich das bislang zum Glück noch in Grenzen. Der Trail führt einen durch den Wald mit verschiedensten Bäumen, Vögeln und einer Menge an Echsen. Sehr spannend sind die Geräusche im Wald. Es klingt ganz anders als im heimischen Wald. Die Vögel machen viel exotischere Geräusche und sind oftmals auch hübscher als zu Hause. Zudem gibt es auch so Dinge wie Lianen, also dieses Holz-Gedöns, das vom Baum herabhängt und von Tarzan zur Fortbewegung genutzt wird. Was man hier auch sehen kann sind die Airplants, ein Gewächs, das auf den bäumen wächst, aber nicht den Baum anzapft. Ein sehr genügsamen Gewächs, das mit dem Wasser aus Regen, Tau und Luft auskommt. Daher auch Airplant. Ein anderes spannendes Ding ist the Strangler Fig, übersetzt „Die Würgfeige“. Ein baumartiges, parasitäres Etwas, das an anderen Bäumen empor- und um ihn herum wächst, sein Wasser anzapft und ihn letztendlich erdrosselt um selbst darauf weiter zu wachsen. Was es nicht alles gibt, aber alles sehr interessant. Entlang der Trails sind immer wieder Infotafeln angebracht, die verschiedene Dinge wie Gewächse, Tiere oder andere Vorkommnisse erklären.
Beides sind allerdings recht kurze Trails, die beide jeweils in einer halben bis ganzen Stunde durchlaufen sind. Das ganze drumherum der beiden Trails ist auch eher Touristisch aufgezogen. Neben dem Parkplatz gibt es direkt ein Kiosk, das Klohäuschen ist sowieso obligatorisch. Daher ist hier auch etwas mehr los, als an anderen Stellen im Park. Aber für einen ersten Eindruck ist es sehr gut zumal es direkt viel zu sehen gibt.
Vom Parkeingang bei Homestead führt auch die einzige Straße durch die Everglades. Sie führt nach Süden zum Flamingo Point, den wir dann morgen in Angriff nehmen. Nach unseren beiden Trails sind wir noch etwas weiter Richtung Süden gefahren um noch zum Pa-Hay-Okee-Lookout Tower zu kommen bevor die Sonne vollends unterging. Hier gibt es eine etwas erhöhte Aussichtsplattform, die den Blick über eine savannenartige Landschaft freigibt, die in den Sommermonaten allerdings sehr sumpfig wird. Noch ist das alles relativ trocken. Danach gab es noch einen kurzen Abstecher bei Long Pine Key, einem kleinen See mitsamt Campingplatz und Picknick-Möglichkeiten. Natürlich auch hier mit Klohäuschen. Man muss schon sagen, das haben sie drauf. Super ausgestattet, mit Strom und fließend Wasser mitten im Nichts. Vor allem sind die Dinger super gepflegt und nicht zerstört, wie es vermutlich bei uns zu Hause der Fall wäre. Den Amis liegt was an ihren Nationalparks.
Es war sehr schön ruhig im restlichen Park und es gibt wirklich sehr viele schöne Orte. Daher haben wir beschlossen direkt am Folgetag nocheinmal in den Park zu kommen um, wie bereits erwähnt bis zum Flamingo Point zu fahren.
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