Wir hatten noch immer nicht Genug von den Everglades und sind dort nochmal hingefahren. Diesmal allerdings anders als die letzten Male.
Da wir in diversen Reiseforen gelesen haben, dass es auch recht hübsch ist, nördlich an den Everglades vorbei zu fahren, stand das heute auf dem Plan. Außerdem fehlte ja eigentlich noch die amerikanischste aller Arten sich den Everglades zu nähren. Mit dem Airboat. Das stand auch noch auf dem Plan. Ein bisschen zumindest. Wir wussten nicht so recht, ob wir das wirklich wollten, weil eigentlich passt es mit Natur- und Tierschutz so garnicht zusammen, aber man sollte das andererseits hier eigentlich schon mal gemacht haben, daher mal sehen.
Der Weg, den wir einschlagen wollten, nennt sich „Tamiami Trail“. Den Namen hat der Trail ganz einfach von der Verbindung zwischen Tampa und Miami. Dieser Weg war die erste Straße, Pfad, was auch immer, der diese beiden Städte verbunden hat. Genauer gesagt ist es der Highway 41. An ihm entlang führt für eine gewisse Strecke die eigentliche Grenze des Everglades Nationalpark. Südlich der Straße liegt der Nationalpark und nördlich davon der Teil der Everglades außerhalb des Nationalparks. Die Everglades an sich erstrecken sich Richtung Norden bis zum Lake Okeechobee, gehen also um einiges weiter, als der eigentliche Nationalpark.
An eben diesem Tamiami Trail findet sich auch ein weiterer Eingang in den Everglades National Park. Das sogenannte Shark Valley. Das ist der Eingang, der sehr gerne von Touristen angesteuert wird, die sehr schnell sehr viel Getier sehen wollen. Landschaftlich ist die Ecke des Parkes meiner Ansicht nach nicht ganz so interessant wie andere Stellen. Auch das dortige Visitor Center ist noch kleiner als die anderen beiden. Es gibt auch nur einen einzigen 24 km langen Rundweg, der zur Fuß gegangen, mit einem komischen Touri-Zug, den sie hier „Tram“ nennen oder mit Fahrrädern befahren werden kann und der geht schnurgerade rein in den Park, auf der hälfte steht ein 20 Meter hoher Aussichtsturm (Shark Valley Observatory Tower) und dann geht es ein paar 100 Meter neben dem Hinweg wieder zurück zum Ausgangspunkt. Alles asphaltiert, also nicht besonders hübsch. Wir waren am einem Samstag hier. Das hat sicher seinen Teil dazu beigetragen, dass das ganze etwas von einer Völkerwanderung hatte. Extrem viele Menschen waren hier. Der Fahrradverleih war leergeliehen und der Rest war zu Fuß unterwegs. Was man aber sagen muss, hier hat es wirklich eine Menge Getier. Direkt neben dem Weg führt ein kleiner Kanal, in dem es wirklich richtig viel zu beobachten gibt. Oft trauen sich auch die Alligatoren bis auf den Weg und liegen dann dort rum.
Nachdem es für uns keine Fahrräder mehr gab, unsere eigenen irgendwie nicht dabei hatten und wir mit diesem komischen Touristenzug nicht fahren wollten, sind wir halt mal ein bisschen zu Fuß losgezogen. In der Hitze wären wir so aber nicht bis zum Observation Tower gekommen. Es gab zu Beginn einen kleinen Trail, den „Otter Cave Hammock Trail“, der kommt aber nicht an die Trails an der Main Park Road dran. Und weil überall sonst lärmende Amis waren, sind wir erst mal weiter den Tamiami-Trail gefahren um das Miccosukee Indian Village anzuschauen.
Das ist ein offizielles Indianer-Reservat in dem einem die Lebensweise der eigentlichen Ureinwohner Amerikas näher gebracht wird. Mit dabei auch ein ganz hübsches Museum und ein weniger hübsches Gehege für diverse Alligatoren und Schildkröten. Auch eine Alligatorshow gibt es dort, aber um die haben wir einen bogen gemacht. Nicht so unser Ding. Zumal der Typ der einem dort die echten Indiander-Rituale hätte näher bringen sollen, eher sehr europäisch aussah und so garnicht, wie ein Indianer-Abkämmling. Naja…
Nach dem Miccosukee Indian Village sind wir den Tamiami Trial noch etwas weiter gefahren um auf die Everglades Loop Road, oder besser, die Loop Road durch das Big Cypress National Preserve zu kommen. Man liest an einigen Stellen, dass es sich sehr Lohnt, die Loop Road zu fahren. Hätte ich auch sehr gerne gemacht, wir hätten auch das Fahrzeug dafür gehabt. 4×4 sei wohl schon recht angebracht, da die Straße nicht immer so perfekt ist. Aber genau hier fängt auch das Problem an. Erster Teil des Problems: Die Straße wurde auf Google als teilweise gesperrt angezeigt. Zweiter Teil des Problems: die Straße in nicht Befestigt. Also nicht im Sinne von Asphaltiert. In allen Mietwagen-Verträgen steht drin, dass es nicht erlaubt ist auf unbefestigten Straßen zu fahren. Nun also die Entscheidung zwischen geile Straße Fahren, oder sämtlichen Versicherungsschutz auf den Mietwagen verlieren. Das war mir dann doch etwas zu heiß. Wir sind so weit gefahren, wie die ordentliche Straße ging und haben auch dort schon schöne Dinge gesehen. Es war auch nicht wirklich viel los. So ist das gleich viel schöner. Ich konnte leider nicht abschließend klären, ob ich dort nun hätte fahren dürfen oder nicht. Auch in den Diskussionen im Netz gibt es keine klare Aussage dazu. Schade eigentlich. So ne richtig geile Straße mit viel zu sehen und einigen Wat-Strecken, das wäre schon was gewesen. Aber, wie gesagt heikel das.
Aber dann eben was anderes unvernünftiges: Airboat fahren. Wenn wir jetzt schon hier sind, machen wir das auch. Eine sehr amerikanische Form der Fortbewegung. Unnötig, irgendwie gepfuscht, laut und übermotorisiert. Man nehme irgendwas, das schwimmt, schweißt irgend ein Gestell zusammen, pappt das da drauf, nimmt einen viel zu großen Motor mit viel zu viel Leistung, stopft ihn da rein und schraubt da die Luftschraube von nem Flugzeug hinten dran. Irgendwo noch nen Sitz hingedengelt. Airboat fertig.
Was soll ich sagen. Es ist schon Geil :) Viele Tiere sieht man nicht, die nehmen Reißaus, wenn das Teil angeröhrt kommt, aber darum geht es ja auch nicht. Es geht darum möglichst rasant durch die Wassersträßlein zu fräßen. Und das hat unser Fahrer sehr geschickt fabriziert. Sehr schön auch, wenn er das Teil querstellt und man dann so driftet. Die Amis wissen schon was Spaß macht. Sinn hin oder her. Solltet ihr mal dort sein, fahrt Airboat.
Danach sind wir nochmal zurück gefahren zu Shark Valley, mittlerweile war einiges weniger los und sind hier noch ein wenig rumgelaufen, bis der Park an dieser Stelle zugemacht hat. An diesem Eingang kommt man leider auch nur raus solange geöffnet ist und im Park wollten wir jetzt nicht übernachten, zumal es hier außer dem beschriebenen Weg wirklich nichts gibt.
Von dort ging es dann mit einem kleinen Zwischenstopp bei nem Ihop wider zu unserer Unterkunft in Old Cuttler.
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